Mit einer kleinen Abordnung war Schwule 50 plus in Köln dabei
Unsere Abordnung für den CSD in Köln im letzten (Colognepride 2023) bestand aus 4 Bielefeldern, die zwar an unterschiedlichen Tagen in der Domstadt ankamen, dennoch dieses Mega-Event gemeinsam erlebten.
Gerne folgten wir der Einladung unserer Kölner Gastgeber, der Golden Gays-Männer zum Empfang der Aidshilfe NRW und des Queeren Netzwerks NRW in den Gürzenich. Wir versammelten uns „lose“ im Foyer, wo wir eincheckten und beim Aufbau des Infostandes mit halfen. Die unterschiedlichsten Gruppen der Kölner LGTBQ+ Community zeigten im Erdgeschoss des Gürzenichs bereits Flagge und informierten hier über ihre Aktivitäten.
Im großen Saal von Kölns „guter Stube“, den Nicht-Kölner*innen vor allem von diversen Karnevalssitzungen im Fernsehen kennen, begann dieses am 8. Juli Opening zum CSD durch dessen Programm Oliver Schubert führte. Mit einer amüsanten Gesangseinlage eröffnete er die Veranstaltung. Im Mittelpunkt stand aber die Verleihung der Kompassnadel an die Gruppe SOFRA — Queer Migrants e.V., die erste queere selbstorganisierte Initiative, die sich für queere Geflüchtete einsetzt. Mit Standing Ovations würdigte das Publikum das Engagement der Vertreter*innen der Gruppe SOFRA, die freudig den Preis entgegen nahmen. Die Initiative SOFRA bietet einen sicheren Raum und einen Platz der gegenseitigen Stärkung und Unterstützung für „Queers of Colour“, die Rassismus-, Flucht- und Migration erfahren haben.
Danach hieß es erstmals: Mikro auf für Leopold, dem Sänger, der seine „Homosexualität auf die Bühne bringt“, wie bereits die Rhein-Neckar-Zeitung richtig erkannte. Er konnte sein Publikum mit dem melodischen Elektro-Pop mitreissen. Auch sein Glitzer-Fummel und das auffällige Make up trugen zum gelungenen Unterhaltungsteil bei.
Am Freitag Abend trafen wir Bielefelder mit einigen Freunden uns auf dem Heumarkt, wo die Haupt-Bühne zu einer gemeinsamen Gedenkminute für die Opfer von Aids einlud. Brennende Kerzen und leuchtende Handys sorgten für ein stimmungsvolles Bild, als der Tag von der nacht abgelöst wurde.
Weit über dreißig Grad prognostizierten Wetterbericht und -Apps: Ein heißer Parade-Deom-Samstag erwarten. Alle Teilnehmenden sammelten sich auf der Deuter Brücke. so auch unsere Delegation. Doch wenige hundert Meter hinter dem Heumarkt, war kein durchkommen mehr: Die Menge staute sich vor dem Wagen der SPD, der mit Promis aus der Politik aufwartete. Neben Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reeder zeigten BundespolitikerInnen Saskia Eskin (SPD Parteivorsitzende), Kulturministerin Claudia Roth sowie Bundesgesundheitsminister Heiner Lauterbach ihre Solidarität. Dieser zeigte sich in seiner Ansprache durchaus kämpferisch, als er sich an die Adresse der AfD gegen Hass und Antidemokratische Tendenzen aussprach.
Wie wichtig solche Worte aus dem Mund verantwortlicher Politiker*innen ist, zeigte ein Angriff auf zwei schwule junge Männer, die von einem angetrunkenen Mann verletzt wurden. Der Täter konnte schließlich von ihnen gestellt und der Polizei zugeführt werden. Der Staatsschutz ermittelt.
Die Demonstration setzte sich schließlich mit etwas Verspätung Richtung Innenstadt in Bewegung. Die Teilnehmenden der Golden Gays und Golden Girls aus Köln sowie von drei Vertretern von Schwule 50 plus Bielefeld nahmen Ihre Plätze an Startposition 6 und 7 ein. Einige der „älteren Herrschaften“ konnten die gecharterten Rikschas nutzen und so ganz bequem im Sitzen an der Parade teilnehmen.
Die Wettervorhersage stimmte: Das Thermometer hatte längst die 35-Grad-Marke geknackt und die Hitze machte einigen zu schaffen. Da konnten nur die Aufnahme von reichlich Wasser Abhilfe schaffen.
Kurz vor Ende gab es noch eine besondere Erfrischung: Auf den „Ringen“ sorgten einige wohl Gesonnene mit ihren Wasserschläuchen für eine willkommene Erfrischung aus Fenstern und von Balkonen.
Diese Jahr sprach Colognepride als die Veranstaltenden von 1,6 Millionen Besucher*innen und 40000 Teilnehmenden.
Gerade in Zeiten zunehmender homophoben Tendenzen und Angriffen war der Colognepride 2023 eine eindrucksvolle Demonstration für Vielfalt und Lebensfreude. Auch die Solidarität so vieler Menschen hat uns richtig gut getan. Wir haben viele Gespräche mit neuen und alten Bekannten geführt und Freundschaften vertieft oder neu geschlossen.
Gemeinsame Besuche von Cafés mit dem Genuss einer wohlschmeckenden Regenbogentorte, eines urkölschen Brauhauses sowie die Teilnahme am „Gedenken – Lichter gegen das Vergessen“ auf dem Heumarkt am Freitag Abend rundete unsere Teilnahme am Colognepride 2023 ab.